Umweltpanorama Heft 3 (März 2004) zur Liste | home

Alt-Handys

Elektroschrott für die Dritte Welt

Wenn es um Wohltätiges geht das nichts kostet und zusätzlich ein Beitrag zum Schutz der Umwelt geleistet wird, ist jeder bereit sein schlechtes Gewissen aktiv zu beruhigen. Eine ideale Nische für das „public relation“. Doch wenn die Marketingstrategen losschlagen ist Vorsicht geboten.

Die Netzbetreiber des Mobilfunks und Tageszeitungen die das Geschehen widerspiegeln setzen auf „Grüne Lösungen“ in „Roten Tüten“. „Stecken Sie ihre alten Handys einfach in dieses Kuvert und geben es in die Post, ohne Porto zu bezahlen.“ Das ist der aktive Schritt, sich moralisch vom Druck des „wohin mit dem alten Ding“ zu befreien.

Und dort wo das Tütchen ankommt blüht das Geschäft. Greener Solutions GmbH heißt die Firma in München, die zusammen mit T-Online, Vodafone und E-Plus am anderen Ende des Postweges steht.

Nach Informationen des Magazins „Der Spiegel“ bringt das aufpolierte Alt-Handy 25 bis 40 Euro das Stück. Dann die Gebühren für die Nutzung des Netzes, langfristige Marktsicherung in Afrika und Asien mit dem europäischen GSM-Standard und später UMTS.

Soweit wäre das alles in Ordnung – eben freie Marktwirtschaft. Nur ob man darüber nachdenkt was mit den altgebrauchten Handys passiert, wenn sie nach einer Woche oder ein paar Monaten in der Dritten Welt entgültig kaputt gehen? Dieses Problem hat Greener Solutions GmbH in der Verantwortung der dort ansässigen gelassen.

„Maximising sustainable business“ ist in ihrem „Corporate Sustainability Report - 2002“ zu lesen und dass die kaputten Handys nicht nach Afrika abgeschoben werden, das garantiert die Firma mit dem Hinweis auf das Baseler Abkommen. Doch in der Summe garantiert der Report nur viele Worte mit wenig Fakten.

Wieweit die Maximierung des Geschäftes des europaweit agierenden Konzerns gehen würde, wenn sie nur kaputte Handys bekämen, die nicht in die Dritte Welt abgeschoben werden könnten – der Konformität zum Baseler Abkommen wegen?

Das Elektronikschrott viele Wertstoffe enthält wissen wir alle. Wie Mobilfunkgeräte ordentlich entsorgt werden berichten wir in unserer nächsten Ausgabe. Und dieses Recycling hat zur Zeit noch nichts mit profitablem Geschäft zu tun.

(hw)


     Die Redaktion Umwelt, am 1. März 2004 – ugii Homepages –