Umweltpanorama Heft 7 (Februar 2005) zur Liste | home

Der Tegeler See in Berlin

Forschen für sauberes Trinkwasser

Wissenschaftler der Technischen Universität Berlin untersuchen am Tegeler See in Berlin, welcher Boden welche Schadstoffe im Wasser am besten filtert. Die Ergebnisse können weltweit auf andere Standorte übertragen werden.

In Berlin wie auch in anderen Städten nutzen Wasserbetriebe seit Jahrzehnten die Uferfiltration, um sauberes Trinkwasser bereitzustellen.

Das Prinzip ist einfach: Man braucht einen See oder Fluss und bohrt im Uferbereich Trinkwasserbrunnen. Das Oberflächenwasser versickert in der Uferzone und gelangt ins Grundwasser. Von dort wird es hoch gepumpt. Aufgrund der natürlichen Filtereigenschaften der Bodenschichten bleiben Schadstoffe an der Bodenmatrix haften und werden im Idealfall von Mikroorganismen abgebaut. Aus dem Brunnen kommt klares, gereinigtes Wasser, dass dann nach einer minimalen weiteren Aufbereitung als Trinkwasser genutzt werden kann. Die genauen Mechanismen, die die Filterwirkung und den mikrobiologischen Abbau beeinflussen, sind jedoch noch weitgehend unbekannt. Sie hängen von der Bodenbeschaffenheit ab, von den pH-Bedingungen, dem Sauerstoffgehalt und natürlich von den vorhandenen Mikroorganismen.

Die Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Martin Jekel vom Institut für Technischen Umweltschutz haben diese Prozesse im Rahmen eines zweijährigen Forschungsprojekts an Berliner Gewässern untersucht. Sie sind den Spuren des Grundwassers durch die Bodenschichten gefolgt und können nun angeben, welcher Boden für welchen Schadstoff der geeignete „Filter“ ist. Organische Stoffe beispielsweise werden unter aneoroben Bedingungen, also bei Abwesenheit von Sauerstoff, meist besser abgebaut als unter aeroben Bedingungen.

Ziel der Forschungen ist es, sicherzustellen, dass trotz einer zunehmenden Schadstoffbelastung der Gewässer sauberes Trinkwasser zur Verfügung gestellt werden kann. Dies gelingt nur, wenn man die Prozesse der Uferfiltration und die Transportprozesse kennt. Erst dann können die Brunnen an den optimalen Stellen gesetzt werden.

Im Uferbereich rund um den Tegeler See gibt es zirka 130 Trinkwasserbrunnen. Um den Weg des Wassers zu verfolgen, haben die Wissenschaftler zwischen Ufer und Brunnen mehrere Beobachtungsbrunnen mit unterschiedlichen Tiefen, von 10 bis 30 Meter, gesetzt. Regelmäßig ziehen sie von dort die Proben und untersuchen, wie sich sowohl Mikroorganismen, Wasserbedingungen und Schadstoffgehalt ändern. Am Ende der Auswertungen werden die Forscher wissen, wie die Brunnen entlang eines Gewässers angeordnet sein müssen, damit man die Filtereigenschaften des Bodens optimal nutzt. Und die Ergebnisse der Berliner Gewässer, dies ist bereits klar, sind allgemein gültig. Sie können auf andere Standorte weltweit übertragen werden. (rs)


Anmerkung

Siehe dazu auch den Artikel von Bernd Heinzmann


     Die Redaktion Umwelt, am 14. Februar 2005 – ugii Homepages –