Umweltpanorama Heft 9 (August 2005) zur Liste | home

Nutzholz als Option im Klimaschutz

Langlebige Holzprodukte und eine naturnahe Wiederaufforstung machen den Wald zu einer echten Kohlendioxidsenke für die nächsten 50 Jahre

Als einer der Schwächen des Kiotoprotokolls kann der Handel mit so genannten Senken angesehen werden 1) . Senken sind Depots die zur Minderung des Kohlendioxidgehalts in der Luft beitragen. Abgesehen von der zum Teil illusorischen Vorstellung zur Schaffung technischer Endlagerstätten für Kohlendioxid, sind das in unserer irdischen Biosphäre nichts anderes als Areale mit Pflanzen. Senken sind also großflächige Anpflanzungen von Felder, Wiesen und insbesondere Wälder.

Basisdaten

 

Landesfläche ohne Seen34 927 000 Hektar
Bevölkerungsdichte im Jahr 2003236,1 Menschen pro Quadratkilometer
Waldfläche im Jahr 200010 740 000 Hektar (30,7 Prozent der Landesfläche)
Veränderungen der Waldfläche zwischen 1990 bis 2000unwesentlich

Holzmenge

 

Volumen
     gesamt
268 Kubikmeter pro Hektar
2 880 000 000 Kubikmeter
Biomasse
     gesamt
134 Tonnen pro Hektar
1 440 000 000 Tonnen

Holznutzung im Jahre 2002 (inkl. Exportholz)

Nutzholz68 392 000 Kubikmeter
Brennholz4 625 000 Kubikmeter
Papier20 674 000 Tonnen

Daten zu Wald und Holz in Deutschland (Quelle: UN-Waldbericht 2005)

Die pflanzliche Biosphäre enthält fast soviel Kohlenstoff wie die Atmosphäre. Etwa zehn Prozent davon werden im Rahmen der Fotosynthese jährlich umgesetzt, das heißt zwischen Biosphäre und Atmosphäre ausgetauscht.

Nach dem Kiotoprotokoll verpflichtet sich Deutschland bis spätestens zum Jahre 2012, zur Reduktion von 21 Prozent Treibhausgasemissionen bezogen auf das Jahr 1990. Mit den bisher erreichten 18,5 Prozent scheint Deutschland mit seinen Reduktionsverpflichtungen gut voran zu kommen. Eines dieser Treibhausgase, nämlich das Kohlendioxid, tanzt aber aus der Reihe. Die Kohlendioxidemission macht etwa 80 Prozent aller Treibhausgasemissionen in der EU aus und ist seit dem Bezugsjahr 1990 um 3,4 Prozent angestiegen, wie jüngst die Europäische Umweltagentur (EEA) mitteilte 2) .

Die Treibhausgasemission noch vermittels Kohlendioxid auf das Reduktionsziel zu senken, wird daher Deutschland aus eigener Kraft 3) nicht erreichen. Aber eine Möglichkeit, das in den Bäumen oder allgemein in den Pflanzen gebundene Kohlendioxid seinem normalen Kreislauf zu entziehen, ist die Nutzung der Pflanzenkörper als langlebigen Wertstoff.

Im Allgemeinen: Nachwachsende Rohstoffe

Nachwachsenden Rohstoffe stehen meist im Blickwinkel der Energieerzeugung. Beispiele dafür sind Biodiesel oder Holzpellets, beziehungsweise allgemein Holz als Brennstoff. Im Gegensatz zu fossilen Brennstoffen, geben die nachwachsenden Brennstoffe nur soviel Kohlendioxid ab, wie sie in der Wachstumsphase davor aufgenommen haben. Nachwachsende Rohstoffe als Energieträger werden daher als Kohlendioxidneutral bezeichnet. Das Zeitintervall zwischen Aufnahme und Abgabe des Treibhausgases beträgt je nach Rohstoff ein Jahr (Raps für Biodiesel) bis mehrere Jahrzehnte (Holz).

Damit aber nachwachsende Rohstoffe eine echte Senke bilden, muss das Zeitintervall für das gebundene Kohlendioxid verlängert werden. Während dieser „Lagerung“ entziehen die zwischenzeitlich neuwachsenden Pflanzen der Atmosphäre das Kohlendioxid, ohne das die alte Anpflanzung ihr Treibhausgas abgibt, da es ja als Produkt (Lager) deponiert ist.

Die Lagerung kann verbunden werden mit einem wirtschaftlichen Potential, das lange Tradition hat, vergessen wurde und heute in Teilen wieder im Kommen ist.

In den 1990er Jahren waren es zum Beispiel die Faserpflanzen Hanf und Flachs, mit denen in Deutschland eine Renaissance als Wirtschaftsprodukt angekurbelt wurde – und das mit Erfolg.

Holz als Wertstoff und Kohlendioxidsenke

Eine nachhaltig genutzte Forstwirtschaft hingegen kommt erst jetzt so allmählich aus ihrem Dämmerschlaf, wenn es darum geht, Holz in attraktive und langlebige Produkte zu überführen. Dass die damit verbundene Nutzungsphase als echte Kohlendioxidsenke anzusehen ist, wurde zum Inkrafttreten des Kiotoprotokolls, am 16. Februar dieses Jahres, eher vergessen. Zumindest waren in der öffentlichen Berichterstattung die Stichwörter Wald oder Holz allein in Leserbriefen zu finden (zum Beispiel FAZ, 2. März 2005).

Nach Artikel 3.3 des Kiotoprotokolls ist Wald ein Stück Land von mindestens einem halben Hektar Größe, wenn dort mehr als 10 Prozent Baumbestand ab zwei Meter Höhe anzutreffen sind.

Vielleicht liegt das auch daran, dass in Deutschland seit Jahren lediglich 2,4 Prozent des Waldes als Nutzholz geerntet werden; da die geschlagene Waldfläche gemäß jahrhunderte alter Tradition in nachhaltiger Forstwirtschaft (wie der „Waldbann“ der Stadt Amberg aus den Jahre 1310) auch wieder aufgeforstet wird, bleibt der Flächenanteil des deutschen Waldes seit jahrzehnten nahezu gleich.

Die Förderung der Forst- und Holzwirtschaft kann sich lohnen. Denn Wälder werden als Senke vom Kiotoprotokoll anerkannt, wenn der Wald durch Aufforstung seit dem Jahre 1990 zustande gekommen ist und ab dem Jahre 2008 hat die deutsche Forstwirtschaft die Chance, so genannte Wald-Klima-Projekte über den Emissionshandel zu finanzieren.

1. Senke: Nutzholz als Kohlendioxiddepot

Einmal abgesehen von den Früchten seiner Bäume, lässt sich mit Holz vieles herstellen, was der zivilisierte Mensch gerne und dauerhaft nutzt. Zivilisatorisch angefertigte Holzgegenstände halten jahrzehnte- wenn nicht jahrhundertelang.

Steinlänger als 50 Jahre
Bauholz länger als 50 Jahre
Mobiliarlänger als 10 Jahre
Ton- und Porzellanwarenlänger als 10 Jahre
Heimtextilienzirka 10 Jahre
BekleidungstextilienMonate bis Jahre
Papier (Holzzellulose)einige Tage bis Monate

Einfache Nutzungsdauer verschiedener Zivilisationsprodukte aus Naturstoffen nach Schätzungen des Autors.

Holz wird in Gebäuden eingesetzt und bleibt so mehr als fünf Jahrzehnte in Nutzung. Im Möbelbau beträgt die durchschnittliche Nutzungszeit zehn bis zwanzig Jahre.

Holz ist vielseitig und Holz ist nicht gleich Holz. Die Holzmaserung kann stilistische Akzente setzen, die Farbe der Holzarten reicht von tiefrot (Kirsche) bis hellgelb (Linde). All diese Eigenschaften macht Holz nicht nur zu einem banalen Nutzungsgegenstand sondern zu einem ansehnlichen Werteobjekt.

Zudem ist Holz nicht nur eine sich selbst erneuernde Rohstoffquelle mit vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten, Holz hat auch viele ökologische Vorteile. Dies aber bedeutet:

- Eine insgesamt verantwortungsvolle Förderung der Wald- und Holzwirtschaft durch erhöhte Nachfrage nach Holz und Holzwerkstoffen 4)

- Die Förderung langlebiger Holzprodukte und konsequente Wiederverwertung 5)

- Die Verwendung von Holz ausschließlich in langlebigen Produkten anstatt von Aluminium, Plastik, Stahl oder Beton 6)

Kurzlebige Holzprodukte wie Sperrholz sind damit im Sinne eines Werte- oder Senkenobjekts weniger geeignet.

Wie schon angedeutet, wächst in Deutschland weit mehr Holz als wir derzeit nutzen. Im Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft wurde deshalb, gemeinsam mit der deutschen Forst- und Holzwirtschaft, die „Charta für Holz“ entwickelt, die im September 2004 verabschiedet wurde. Die Charta für Holz ist ein Maßnahmenplan durch den der heimische Holzabsatz in den kommenden zehn Jahren um 20 Prozent gesteigert werden soll. Damit trägt die Forstwirtschaft „Verantwortung für die nachhaltige und wettbewerbsfähige Bereitstellung des Rohstoffs“ und die Holzwirtschaft ist aufgefordert, „die Absatzpotenziale durch innovative Produkte zu erschließen und die Möglichkeiten der Zusammenarbeit stärker zu nutzen. ... Holz muss in der breiten Öffentlichkeit seinen gebührenden Platz als nachhaltiger und konkurrenzfähiger Werkstoff des 21.Jahrhunderts einnehmen.“ 7)

2. Senke: Energieeffizienz durch Substitution

Der größte Nutzungssektor für Holz ist zur Zeit das Bauwesen. In der Schweiz beispielsweise, sind rund drei Viertel des Holzes in Gebäuden gespeichert. Nach Abzug aller Emissionen durch den Produktionsprozess entspricht dies 45 Millionen Tonnen deponiertem Kohlendioxid, dass ist die Menge eines ganzen Jahres Schweizer Kohlendioxidemissionen 4) .

Holzspielzeug zum Teil bemalt

Holzspielzeug (zum Teil bemalt) verschiedener Generationen. Foto: Wolfgang Christ

Auch für Deutschland wäre ein nachhaltige Nutzen von Holz im Bauwesen möglich, insbesondere anstelle anderer Baustoffe wie Stahl, Beton oder Dämmmaterial. Denn die Herstellung der meisten Holzprodukte benötigt markant weniger Energie als die Fertigung anderer Produkte, wobei hier noch Effizienzsteigerungen möglich sind.

Andererseits können auch viele langlebige Nutz- und Wertgegenstände aus Holz gefertigt werden, die heute beispielsweise als Kunststoffprodukte erhältlich sind. Die Substitution, also der Einsatz von Holz anstatt Plastik 8) ist eine überragende Möglichkeit, die Emissionen von Kohlendioxid zu vermindern. Denn praktisch alle Holzgegenstände lassen sich energiesparender und umweltverträglicher herstellen als Gegenstände, die zu ihrer Herstellung erst einmal thermische Energie erfordern wie Plastik oder Metall.

3. Senke: Aufforstung als Kohlendioxidsenke

Bei der dauerhaften Bereitstellung heimischer Baumarten darf nicht vergessen werden, dass Wald ein Teil der Biosphäre ist und großflächige Strukturveränderungen erfahrungsgemäß nachteilige Konsequenzen in sich birgt. Wälder regulieren sowohl den Wasserfluss als auch die Bodenqualität, sind Bestandteil des regionalen Klimas durch ihre Atmungsaktivität sowie deren Filterwirkung und bewahren die noch vorhandene Artenvielfalt. Auch wenn für diese Leistungen kein aktueller Markt existiert, sind diese Punkte wichtig, da Bäume langsam wachsen und deshalb der Wald besonders nachhaltig bewirtschaftet werden muss.

Aufforstung in Deutschland heißt Wiederaufforstung; eine ausschließliche Aufforstung in großem Stiele ist in Deutschland sowieso nicht möglich (und wäre auch nicht sinnvoll), da Deutschland zu dicht besiedelt ist.

Für die Wiederaufforstung sind insbesondere Baumarten geeignet, die an die regionalen Gegebenheiten wie Boden und Klima angepasst sind. Nur so bleibt der kulturelle Wert sowohl des Waldes als auch des Holzes dauerhaft auf hohem Niveau. Aufforstung bedeutet nicht Umforstung. Ob, wie schon angedacht, eine Monokultur aus Fichten im Land Brandenburg als nachhaltig zu bezeichnen ist, müsste erst abgewartet werden und ist damit eher fraglich. Zudem widerspricht sie dem Ziel einer gleichberechtigten Erhaltung aller Waldfunktionen.

Holzzaun unbehandelt

Zaun aus Lärche (unbehandelt) an Pfählen aus Eiche (unbehandelt). Machart und Foto: Johannes Friese, 2004

Hier könnte der, zwischen den Ministerien kursierende, Referentenentwurf für ein neues Bundeswaldgesetz für mehr Vielfalt sorgen. Kern des Gesetzes sind neue Prinzipien einer ordnungsgemäßen und nachhaltigen Bewirtschaftung um den deutschen Wald naturverträglich umzugestalten. So sollen Kahlschläge verboten werden und die Verjüngung soll hauptsächlich durch natürliche Aussaat stattfinden.

Die geringe forstwirtschaftliche Nutzung des Waldes führte dazu, dass der deutsche Wald einen relativ alten Baumbestand hat. Im Sinne der Kohlendioxidspeicherung sind aber junge Bäume günstiger, da sie durch ihr schnelles Wachstum mehr Kohlendioxid aufnehmen.

Eine vernünftige Wiederaufforstung verbindet also viele Vorteile: als Kohlendioxidsenke, Reduktion der Überalterung, Bildung von Mischwäldern und damit die Annäherung an naturnahe Gleichgewichte.

4. Senke: Kohlendioxidneutrale Verbrennung

Die Senkenwirkung nachhaltiger Holznutzung kann weiter akzentuiert werden, wenn die Holzreste und das Holz am Ende der Nutzungsphase anstelle fossiler Energieträger verbrannt werden. Schon heute gewinnt man aus den Resten bei der Holzverarbeitung Holzpellets als hochwertigen und praktikablen Brennstoff. Die Verbrennung der Holzprodukte nach der Nutzungsphase setzt natürlich voraus, dass sie natur- und klimaverträglich weiterverarbeitet worden sind; das heißt ohne natur- und klimaschädliche Anstriche oder anderer Veredelungen. Sofern ein Holzprodukt überhaupt behandelt werden muss, ist eine Verwendung ausschließlich von Stoffen erforderlich, die wie Holz, praktisch ausschließlich zu Kohlendioxid und Wasser verbrennen.

Zur Senkenwirkung durch Holznutzung und Wiederaufforstung

Gerade wegen der Langlebigkeit von Holzprodukten und der damit verbundenen Speicherung von Kohlendioxid, verbunden mit einer Wiederaufforstung der eingeschlagenen Nutzwaldflächen, kann der deutsche Wald zu einer ernstzunehmenden Senke im Sinne des Kiotoprotokolls werden. Gleichzeitig entsteht eine Produktpalette aus Holz, die materiellen und ideellen Wert hat, wie Werkstoffe und Gebrauchswaren beziehungsweise Kunstgegenstände und Dekorationen.

Doch bei all dem muss berücksichtigt werden, dass Holz „nur“ kohlendioxidneutral ist. Das deponierte Kohlendioxid im Holz, wird früher oder später wieder freigesetzt. Sei es durch Verbrennung oder Verrottung.

Zimmertuer farblos versiegelt

Zimmertür aus Kiefer (klar versiegelt) in Berliner Altbauwohnung, Baujahr 1902. Foto: Heinz Wohlgemuth

Je länger Kohlendioxid in Holz gespeichert bleibt, umso länger ist das Zeitintervall zwischen Einbindung und Freisetzung des Treibhausgases. Der Zeitgewinn durch den Kreislauf – Wiederaufforstung – Holznutzung und Substitution – energetische Nutzung – könnte 50 Jahre und weit mehr betragen. Die Angleichung, wieder zum neutralen Kohlendioxidkreislauf, wenn die Nutzungsphase beendet ist, wird also um Jahrzehnte verschoben; Zeit genug, um Einsparpotentiale für Kohlendioxid als Treibhausgas zu verwirklichen.

Das Zeitintervall, das durch die Lagerung von Kohlendioxid in Holzgegenständen geschaffen wird, verschiebt also die Kohlendioxidneutralität um zwei oder mehr Generationen. Während dieser Zeit kann die praktikable Anwendung alternativer Energiequellen weit vorangetrieben werden und damit die Schaffung emissionsfreier und -armer Kohlendioxidquellen ermöglichen.

Selbst wenn schon heute die künstlichen (fossilen) Kohlendioxidquellen gegen Null gingen, würde es viele Jahrzehnte dauern, bis die Treibhausgasbelastung der Atmosphäre einen verträglichen Stand erreichen würde. Eine rigorose Absenkung des atmosphärischen Kohlendioxid ist also schon heute zwingend notwendig. Und dazu ist Holz bestens geeignet, da es über ein Zeitintervall, das der Verweildauer des Kohlendioxids in der Atmosphäre entspricht, immer kohlendioxidneutral bleibt.

Die effektive Senke in dem Kreislauf – nehmen – nutzen – geben – ist die Wiederaufforstung. Denn in dieser Phase wächst Holz unter Einbindung von Kohlendioxid. Bis die Bäume des Waldes geschlagen vergehen 20 bis 50 Jahre.

Die Nutzungsphase deponiert den Kohlendioxidanteil, der durch Wachstum gespeichert wurde und trägt damit den Zeitgewinn. Entscheidend ist hier die Langlebigkeit der Holzprodukte. Denn das Zeitintervall der Nutzungsdauer sollte vergleichbar oder größer als die Wachstumsdauer des wiederaufgeforsteten Waldes sein. Anderenfalls nähert sich der Kreislauf an den der rein energetischen Nutzung des Holzes, womit sich die echte Senkenwirkung verliert.

Unwägbarkeiten

Es darf nicht unerwähnt bleiben, dass es bisher noch keine zuverlässigen Daten zur Berechnung heutiger oder zukünftiger Senkeneffekte von Wald-Klima-Projekten gibt. Jedes Waldökosystem hat eine maximale Speicherkapazität, die je nach Alter, Standort, Klima und Boden sehr unterschiedlich sein kann. Bis heute weiß niemand genau, wie viel Kohlendioxid wirklich in verschiedenen Waldgesellschaften und vor allem in verschiedenen Bodenarten aufgenommen und gespeichert wird.

Andere Faktoren wie Trockenperioden oder Kahlschlag durch Unwetter können ebenfalls schwerlich für den Kreislaub bilanziert werden. Und bei Waldbränden wird aus der Senke eine Quelle.

Solange aber das Waldgebiet überschaubar bleibt, Holzeinschlag und Holznutzung nicht durch Kontinente getrennt wird und mit dem Wald nachhaltig und verantwortlich umgegangen wird, dürfte das Unwägbare abschätzbar sein. In der Summe sollte es durchaus sinnvoll sein, Kohlendioxidsenken aus eigener Kraft, also innerhalb Deutschlands zu nutzen.


Dr. Heinz Wohlgemuth
Berliner Umweltagentur


Anmerkungen

1) Anders als die Position unter anderem der EU, setzten bei den Verhandlungen zum Kiotoprotokoll die eher waldreichen Staaten, wie die USA, Kanada, Norwegen oder Russland flexible Maßnahmen durch, das heißt die Einbeziehung von Senken nicht nur im Inland, sondern auch im Ausland (siehe Fußnote 5).

2) Europäische Umweltagentur, Juni 2005. Siehe dazu auch: Annual European Community greenhouse gas inventory 1990-2003 and inventory report 2005, European Environmental Agency, Copenhagen, 27. May 2005

3) Obwohl Deutschland bei den Kiotoverhandlungen die Position der EU besonders unterstützte (siehe Fußnote 1), wird auch Deutschland zum Nutznießer des flexiblen Emissionshandel werden um seine Reduktionsverpflichtungen beim Kohlendioxidausstoß erfüllen zu können. Zwei solcher flexibler „Senkenprojekte“ wären die Clean Development Mechanism (CDM), ein Emissionshandel zwischen Industriestaaten und jenen Entwicklungsländern, die keine Emissionsbegrenzungen haben und die Joint Implementation (JI – Gemeinsame Umsetzung), mit der Unternehmen Ihre eigenen Reduktionsverpflichtungen im Ausland erfüllen, bei denen die Kosten für die Verringerung von Treibhausgasemissionen niedriger sind. Der flexible Emissionshandel wie die Anrechnung von Wäldern als Senken hilft den großen Kohlendioxidverursachern, wie Kraftwerken oder energieintensive Industrien, ihre Verpflichtung zur Reduktion der Kohlendioxidemissionen formell erfüllen, ohne eine einzige Tonne weniger in die Atmosphäre zu emittieren.

4) Hans Hess, Nutzung von Holz als Option im Klimaschutz, Neue Züricher Zeitung Nr. 301 vom 24. Dez. 2004, Seite 10

5) Christoph Schulz, Die Diskrete Kohlenstoffspeicherung in der deutschen Forstpartie, LWF aktuell (Hrsg.: Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft) 49 (2005) 26-27

6) Ablehnung des Handels mit Wäldern als Treibhaus-Senken, Positionspapier von Verbänden der AG Wald im Forum Umwelt und Entwicklung, http://www.umwelt.org/robin-wood/german/wald/agwald2.htm

7) Verstärkte Holznutzung. Zugunsten von Klima, Lebensqualität, Innovationen und Arbeitsplätzen (Charta für Holz), Hrsg: Bundesministerium für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (BMVEL), September 2004

8) Eine andere Möglichkeit der Holzwirtschaft einen Schub zu verleihen ist die Plastikproduktion zu verteuern: „Umweltschutz durch Plastiksteuer“. Kaum ein anderes Industriesegment produziert mehr „Müll für Jahrhunderte“ als die Kunststoffindustrie.

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     Die Redaktion Umwelt, am 15. August 2005 – ugii Homepages –