Umweltpanorama Heft 2 (Dezember 2003) | zur Liste | home | |||||
CDs als Wertstoff Alte Silberscheiben werden zu Kunststoffreis |
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Sie kleben auf Zeitschriften und werden als Werbung per Post verschickt. Auf Messen bekommt man sie in großen Mengen zugesteckt und beim Brennen werden einige verbrannt. Die Rede ist vom Altpapier der Computer-Gesellschaft den CD-ROMs viel zu schade um sie bei Nichtgebrauch einfach in den Hausmüll zu werfen und damit der Verbrennung oder Deponierung zuzuführen. Weltweit waren es im Jahr 2000 schon 20 Milliarden Datenträger (Audio-CDs, CD-ROMs, CD-Rs und DVDs). 2005 werden rund 40 Milliarden auf dem Markt erwartet. 625 Millionen Stück dieser Silberlinge fallen heute im Jahr allein in Deutschland an. Die silberne Farbe kommt von der auf den Träger einseitig aufgedampften Aluminiumschicht. Dieser Träger, eine aus Polycarbonat gepresste Kunststoffscheibe, wird nach dem Aufdampfen des Aluminiums mit einer Schutzschicht lackiert und bedruckt.
Was passiert also mit den vielen Scheiben aus hochwertigem Kunststoff? Ein kleiner Teil von ihnen wird genutzt. Die überwiegende Menge liegt irgendwo herum oder wird gedankenlos in den Hausmüll geworfen, wo sie nicht hingehören. Auch in der gelben Tonne haben sie nichts zu suchen, weil die CD-Hersteller keine Lizenzgebühren an das Duale System Deutschland (DSD) abführen. Ein Bruchteil, nämlich nur etwa ein Prozent, wird von privaten und gewerblichen Endverbrauchern wieder eingesammelt und dem Recycling zugeführt. Aus ökologischen Gesichtspunkten ist der Umgang mit diesen Wertstoff reine Verschwendung. Moderne Recyclingverfahren ermöglichen heute eine werkstoffliche Verwertung ausgedienter CDs. Der Verbund Kunststoff/Aluminium wird durch mechanische oder chemische Verfahren aufgetrennt. Anschließend werden die Kunststoffscheiben einer Spezialmaschine zugeführt und gemahlen. Das herauskommenden Kunststoffgranulat sieht dann ähnlich wie Reis aus. Die Weiterverarbeitung erfolgt in Spritz-gussfabriken, die aus dem hochwertigen Material Kunststoffteile für die Automobil-, Elektro- und Haushaltswarenindustrie sowie Medizintechnik herstellen. Nur zu neuen CDs lässt sich der Kunststoffreis nicht verarbeiten, weil zuviel staubförmige Partikel in ihm enthalten sind, die das Granulat minimal verunreinigen. Um an größere Mengen nicht mehr benötigter CDs heranzukommen müssen funktionierende flächendeckende Sammelsysteme aufgebaut werden. Seit Juni 1997 gibt es das erste bundesweite Sammelsystem namens CD-Collect unter Schirmherrschaft des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU). Dieses System ermöglicht es, nicht mehr benötigte CDs an vielen Orten (beispielsweise Filialen von Vobis) kostenfrei abzugeben und so einer stofflichen Wiederverwertung zuzuführen. Außerdem haben verschiedene Kommunen oder Umweltbehörden Sammelsysteme eingerichtet. Eigene private oder geschäftliche CDs können gefahrlos entsorgt werden, wenn ein tiefer Kratzer in der Lackoberfläche den Datenträger unlesbar macht. Peter Siebke |
Die Redaktion Umwelt, am 15. Dezember 2003 | ugii Homepages |