Umweltpanorama Heft 2 (Dezember 2003) zur Liste | home

Kompostierung

Ein etabliertes Verfahren der Abfallverwertung

Die Kompostierung organischer Abfälle ist das älteste Verfahren der Abfallverwertung. Das was tausende von Jahren etabliert war, geriet mit dem Wirtschaftsaufschwung in den 1950ern, binnen kürzester Zeit in völlige Vergessenheit. Doch schon 30 Jahre später, besann sich die Abfallwirtschaft wieder auf die Kompostierung zurück, nachdem in Hessen ein Pilotprojekt zur Getrenntsammlung von Hausmüll erfolgversprechend in die Zukunft wies.

Im Jahre 1990 führten immerhin schon 252 von den 543 Landkreisen und kreisfreien Städte der alten und neuen Bundesländer Bioabfall- oder Grüngutsammlungen durch, die Kompostieranlagen zugeführt wurden.

In Berlin wurden zu dieser Zeit auf der ehemaligen Deponie Wannsee 9000 Megatonnen Kompost aus dem Grüngut der „Laubsäcke“ gewonnen. Einen größeren Beitrag zur Abfallvermeidung leistet jedoch die Eigenkompostierung, die insbesondere in den ländlichen Gebieten Brandenburgs, wie auch in den anderen neuen Bundesländern, eher üblich war und somit nicht dem Trend der alten Bundesländer in den 1960er und 1970er Jahren folgte.

Der Eigenkompostanteil in Brandenburg lag bei weit über 80 Prozent (in den alten Bundesländern bei 10 Prozent). Doch es vollzog sich ein Wandel: Vom Nutz- zum Ziergarten. Die Pflege eines Nutzgartens und auch die eines Komposthaufens kostet Zeit, und Bodenverbesserungsmittel aus dem Handel veranlassten offenbar viele Brandenburger, die Eigenkompostierung als unnötig anzusehen. In der Folge ist der Anteil der Eigenkompostierung in Brandenburg drastisch gesunken.

Der Rotteprozess

Die Kompostierung ist eine gezielte Anwendung natürlicher Abbauprozesse im belüfteten Boden. Die Umsetzung der Rotte zu Kompost wird durch den Stoffwechsel natürlicher Bodenbewohner wie Bakterien, Pilze oder Würmer bewerkstelligt, dass heißt, die Rotte ist deren Nahrung und der in der Luft befindliche Sauerstoff deren Energiespender. Wie auch bei höheren Lebewesen wird dadurch Wärme und Kohlendioxid frei, wodurch sich die Rottemasse um etwa die Hälfte verringert.

Der Verlauf der Kompostierung wird im Wesentlichen vom Sauerstoff- und Wassergehalt, sowie dem Verhältnis von Kohlenstoff zu Stickstoff in den Kompostzutaten beeinflusst. Um einen optimalen Rotteverlauf zu garantieren, sollte der Wassergehalt zwischen 25 Prozent und 70 Prozent und das Luftvolumen über 30 Prozent des Ausgangmaterials betragen. Ein leicht alkalischer pH-Wert im Kompost wirkt sich günstig auf die Verrottung aus und das Verhältnis der Kohlenstoff- zu Stickstoffanteile in den Pflanzenresten beeinflusst insbesondere Dauer der Kompostierung. Jedoch hat sich ein Verhältnis von 25 Teilen Kohlenstoff zu einem Teil Stickstoff als am günstigsten für den Abbau des organischen Materials erwiesen (siehe Kasten).

Der Verlauf des Rotteprozesses lässt sich in drei Phasen einteilen:

  • In der als Vorrotte bezeichneten Phase werden die leicht abbaubaren Kohlenhydrate innerhalb der ersten drei Wochen zersetzt. Die Temperaturen im inneren des Komposts steigen bis auf 70 Grad Celsius an, wobei Krankheitserreger und viele Unkrautsamen abgetötet werden.

  • Schwer abbaubare Stoffe werden in der Hauptrotte bei sinkender Temperatur zersetzt. Diese Phase hält mindestens weitere vier Wochen an und endet mit dem so genannten Frischkompost als ein schon verwertbares Produkt.

  • In der Nachrotte nimmt der Komposthaufen seine Umgebungstemperatur an, in der, mit Hilfe eingewanderter Würmer die so genannten Huminstoffe gebildet werden, die als die wertvollsten organischen Bodenbestandteile gelten. Das kann sechs Monate lang dauern, führt aber zu hochwertigem, dunkelbraunen und feinkrümeligen Fertig- oder Reifekompost, der nach Waldboden riecht.

Da die Kompostierung ein natürlicher Vorgang ist, kann das Verrotten nicht beliebig gesteuert werden. Das ist auch nicht notwendig, denn in der Regel entsteht ein Komposthaufen nicht mit einem Mal, sondern wächst im Laufe des Sommers und Herbstes allmählich an, bevor er als Reifekompost im Frühjahr und Sommer wieder dem Garten zurück gegeben werden kann.

Das Kohlenstoff -Stickstoff -Verhältnis üblicher Kompostzutaten

hoher Kohlenstoffanteil Sägemehl
Äste und Rinden
Laub, Nadelstreu
Obst

optimales Verhältnis
Grüne Gartenabfälle
gemischte Küchenabfälle
Kartoffelkraut

hoher Stickstoffanteil
Gemüse
Rasenschnitt
Mist

Wird der Kompost nicht abgetragen sondern bleibt länger als ein Jahr liegen, vererdet er zunehmend. Diese sogenannte Komposterde ist natürlich auch zur Bodenverbesserung geeignet. Deren Düngewirkung ist meist geringer als die von Reifekompost, weil ein Teil der Nährstoffe aufgrund der notwendigen Wässerung ausgewaschen wird.

Die Eigenkompostierung

Die älteste Form der Abfallverwertung ist der Komposthaufen, eine ungeordnete Ablage von Gartenabfällen. Weiterentwicklungen, wie die Kompostmiete oder der Latten- und Gitterkomposter, sind für jedermann einfach und praktikabel anwendbar.

Beispielsweise ist die Kompostmiete ein ordentlicher Haufen, dessen unterster Bereich nicht breiter als 1,5 Meter sein sollte. Die Länge der Miete ist dann von der Menge des Kompostanfalls abhängig. Die anfallenden (Bio-)Abfälle werden nach oben hin aufgeschichtet, sodass sich die Breite der Miete verjüngt. Die Höhe der Miete sollte nicht über 1,5 Meter hinausgehen und flach abschließen. Letztlich ist das Volumen immer ein Kompromiss: große Mieten erwärmen sich leichter und kleine Mieten werden von Luft besser durchdrungen.

Der Untergrund der Kompostmiete muss wasserdurchlässig sein, damit Regenwürmer und Asseln in den Kompost wandern können und die Rotte nicht fault. Zur Auflockerung und Hygienisierung der Kompostzutaten werden die Mieten mehrfach umgesetzt. Das heißt, sie sollten nach drei Monaten abgetragen und zu neuen Mieten aufgeschichtet werden. Dabei werden auch die Außenbereiche durchmischt, womit insbesondere ein gleichmäßiger Abbau der Rotte erzielt wird.

Dr. Carola Trinks

freie Autorin
Berlin


     Die Redaktion Umwelt, am 15. Dezember 2003 – ugii Homepages –